Bestandsentwicklung und Gefährdung

Wanderfalken wurden seit Ende des 19. Jahrhunderts von Taubenzüchtern intensiv verfolgt. Auch das Sammeln von Eiern und das Aushorsten von Jungvögeln für die Falknerei stellten eine erhebliche Gefahr für die Art dar. 

Katastrophale Bestandseinbrüche, einhergehend mit einem erheblichen Rückgang der Eischalendicke wurde in den 1960-er Jahren in weiten Teilen der nördlichen Hemisphäre verzeichnet. In Europa starb der Wanderfalke in vielen Ländern bis Ende der 1970-er Jahre aus; die Bestände in  Deutschland gingen bis auf wenige Paare zurück. Die Baumbrüterpopulation Mittel- und Osteuropas starb vollständig aus.

Der plötzliche Rückgang der Eischalendicke hing mit der großflächigen Anwendung von Dichlordiphenyltrichlorethan, einem Insektizid (abgekürzt DDT), in der Land- und Forstwirtschaft zusammen. Ende der 1960-er Jahre wurde festgestellt, dass der Gehalt von DDT in den Eiern mit dem Rückgang der Eischalendicke zusammenhing. Die Eier zerbrachen beim Bebrüten, und die Populationen waren somit nicht mehr reproduktionsfähig. 

Aufgrund dieser toxischen Wirkung auf Wanderfalken und viele andere Greifvögel wurde DDT ab Anfang der 1970-er Jahre in allen westlichen Industriestaaten verboten. Die Restbestände des Wanderfalken nahmen dann etwa ab Ende der 1970-er Jahre wieder überall zu. Die Bestandserholung wurde durch den intensiven Schutz der Brutplätze erreicht, wobei diese teilweise während der gesamten Brutzeit rund um die Uhr bewacht wurden. Zahlreiche Auswilderungsprogramme in vielen Regionen trugen ebenfalls dazu bei. Heute sind fast alle Regionen, in denen Wanderfalken vor dem sogenannten „DDT-Crash“ heimisch waren, wieder besiedelt. Im Zuge der Bestandserholung hat der Wanderfalke auch viele Städte als Habitat erobert. Hier werden die Ansiedlungen häufig durch Maßnahmen zum Brutplatzmanagement intensiv betreut. 

Der deutsche Bestand stieg nach dem Tief um 1975 mit etwa 50 Paaren wieder deutlich an und umfasst derzeit etwa 1.200 Paare. Auch im Saarland war der Wanderfalke ausgestorben. Die ersten Tiere fanden sich hier 1990 wieder ein. Heute leben im Saarland wieder etwa 20 Paare.
 

Gebäudebrüter

Ab Mitte der 1970-er Jahre wurden auch hohe Gebäude inner- und außerhalb von Städten besiedelt, im Saarland vor allem Kraftwerke und hohe Brücken. Diese Ansiedlungen wurden und werden intensiv unterstützt, vor allem durch die Anbringung geeigneter Nisthilfen. Wanderfalken konnten so auch neue Populationen in Fels freien Gebieten etablieren. 

Vor allem in Flachlandregionen machen Gebäudebrüter heute einen erheblichen Teil des Gesamtbestandes aus. Während in den Felsgebieten die Wanderfalken sich gegen den ebenfalls wieder auftretenden Uhu durchsetzen müssen, drohen adulten Wanderfalken im urbanen Raum kaum natürliche Gefahren. Jedoch verunglücken hier viele Jungfalken, vor allem durch Anflüge gegen Glasfassaden und Leitungen, wie auch durch Stürze in Schächte oder Schornsteine. 

Im Saarland sind fast alle Wanderfalken Gebäudebrüter. Kraftwerke, Autobahnbrücken und Industrieanlagen sind hier die Haupthabitate.

 







Fotos: Marion Geib

Oben: Dingelthalturm, Südpfalz
Unten: Gasometer Neunkirchen