Nachdem sich mit Beginn der 1990-er Jahre Einzelpersonen und die Vogelschutzgruppe Homburg/Jägersburg um den Wanderfalken im Saarland seit seinem ersten Wiederauftreten 1991 gekümmert hatten, wurde die im NABU verankerte Arbeitsgruppe Wanderfalkenschutz im Saarland (AGWS) 2003 von einigen saarländischen Aktiven gegründet. Ziel war es, die Bemühungen um die Wiederansiedlung zu koordinieren und den Aufbau einer stabilen saarländischen Population zu verfolgen.
Die erste Aufgabe war es, an Orten, wo brutwillige Revierpaare festgestellt wurden, diese mit Nisthilfen zu unterstützen und dort wo bereits Nisthilfen vorhanden waren, diese in die Arbeit zu integrieren und in die Beobachtungen einzubeziehen. So wurden in den ersten 15 Jahren von 2004 bis 2020 in allen Bereichen des Saarlandes an geeigneten Orten Nistkästen und andere Bruthilfen installiert. Das waren einmal Plätze in Industriegebäuden, die von ihrer Bauhöhe und Zugänglichkeit für die Wanderfalken attraktiv waren. Hinzu kamen hohe Brücken an Autobahnen, die sich bei den Vögeln großer Beliebtheit erfreuten und schließlich wurden Versuche an Gittermasten - mit unterschiedlichem Erfolg - gestartet. Inzwischen stellt die AGW saarlandweit 25 Nisthilfen zur Verfügung, von denen derzeit (2021) 15 besetzt sind.
Felslebensräume gibt es im Saarland - außer den Ufern der unteren Saar - so gut wie keine. Die Felsen am Saarufer zwischen Mettlach und Saarburg waren lange Zeit beliebte und regelmäßig besetzte Brutplätze. In den letzten 5 Jahren ist aber dort eine große Konkurrenz durch den ebenfalls wieder zahlreicher anzutreffenden Uhu entstanden, sodass einige Plätzevon den Falken zeitweise oder für immer aufgegeben worden sind. Aber auch an den Gebäuden stellt sich der Uhu in zunehmendem Maße als Brutplatz-Konkurrent ein. Da sich die Arbeitsgruppe Wanderfalkenschutz im Saarland aber in der Verantwortung für alle felsbrütenden Arten sieht, werden die Bruten beider Arten mit Wohlwollen betrachtet.
Während in vielen anderen Bundesländern Beringungsprogramme für Wanderfalken initiiert wurden und bundesweit durch die Verwendung der neuen ablesbaren 22-mm Kennringe praktiziert werden, wird im Saarland derzeit nicht beringt. Das zeitgerechte Einfangen der halbflüggen Jungfalken und deren Beringung an den teils ausgesetzten und in den meisten Fällen garnicht zugänglichen Plätzen, wie den Gittermasten, ist ein für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Wanderfalkenschutz nicht zu leistendes Unterfangen. So kann man über das Verstreichen der saarländischen Jungvögel nur spekulieren; handfeste Anhaltspunkte, wo sich unser Wanderfalkennachwuchs niederlässt, haben wir leider nicht.
Ist hier zu erwarten, dass sich mit der Zeit ein natürliches Gleichgewicht zwischen Wanderfalke und Uhu einstellt, so ist die Invasion von Nilgänsen in die Gebäudebrutplätze ein noch ungelöstes Problem. An zwei Kraftwerken gibt es seit einigen Jahren derartige Konflikte, die ohne menschliches Eingreifen stets zugunsten der Gänse ausfallen.
Fast 30 Jahre nach Beginn der Arbeit der Arbeitsgruppe Wanderfalkenschutz im Saarland und ihrer Vorgänger gibt es im Saarland inzwischen wieder mit 18 festgestellten, aber geschätzten 20-25 Paaren, wieder eine stabile Population.